Zweite Podiumsdiskussion zur „Provenienzforschung von unter dem NS-Regime geraubten und beschlagnahmten Gütern (1933-1945)“
Am 20.November 2024 fand unter der Moderation von Paul Lang und Frank Druffner die zweite Podiumsdiskussion zur Provenienzforschung statt. Bei der letzten Diskussion waren sich die Teilnehmer einig, dass es in dem Bereich an Strukturierung und Budget mangelt. Zwei Jahre später zeigt sich ein durchweg positives Fazit: Frankreich hat aufgeholt und die Zusammenarbeit mit Deutschland intensiviert.
In Frankreich hat das Kulturministerium Anfang 2024 unter der Leitung von Catherine Chevillot eine Pilotstelle für die Provenienzforschung eingerichtet. Es wird die Vernetzung der Museen erleichtern, eine gemeinsame Methode entwickeln und diese Recherchen für die Öffentlichkeit aufwerten. Viele Museen erhielten finanzielle Unterstützung zur Bestandskartierung. Die Provenienzforschung wurde auf regionaler Ebene mit staatlichen Mitteln und durch die Einbindung unabhängiger Forscher, die vom Ministerium beauftragt wurden, gestärkt. An der École du Louvre und der Universität Paris Nanterre zur Förderung des Fachkräftenachwuchses geschaffen. Für das Jahr 2024 wurden bereits vier Forschungsprojekte zu zwischen 1933 und 1945 enteigneten Gütern vom Service des musées de France (SMF) finanziert. Und das soll noch intensiver werden, denn für 2025 wurden 17 Projekte beantragt.
In Deutschland konnten zahlreiche Restitutionen und gerechte Lösungen erreicht werden. Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste und die neuen Koordinationsstellen auf Landesebene fördern weitere Projekte. Es mangelt jedoch an einem klar benannten Ansprechpartner, an den die Förderanträge gerichtet werden können. Was die Ausbildungsangebote zur Provenienzforschung betrifft, so vergibt nur die Universität Bonn einen dedizierten Master 2, obwohl die Freie Universität Berlin eine Weiterbildung anbietet und an der Technischen Universität Berlin eine Forschungsabteilung eröffnet wurde.
Einzelne Museen schaffen eigene Stellen. Es ist nun notwendig, den Austausch zwischen Forschern besser zu koordinieren. Die Teilnehmer betonten die Notwendigkeit, eine gemeinsame deutsch-französische Datenbank aufzubauen. Die Provenienzforschung ist ein zentraler Aspekt der Erinnerungsarbeit und ermöglicht es, die Herkunft der Eigentümer nachzuvollziehen.
Angesichts der Bedeutung der Provenienzforschung empfiehlt der DFKR daher eine Intensivierung der deutsch-französischen Zusammenarbeit. Es geht nicht nur darum, die Forschung und die Rückgabe zu unterstützen, sondern auch darum, die Erzählungen der Familien in der Vermittlung gegenüber der Öffentlichkeit hervorzuheben. Dazu wäre es wünschenswert, ein gemeinsames System einzuführen, mit dem die Herkunft der Werke in jedem Museum angegeben werden kann. Auf Initiative von Catherine Chevillot ist daher die Einrichtung einer binationalen Kontaktgruppe geplant, die die angewandte Methode weiterentwickeln soll.
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