69. Plenarsitzung in Genshagen
Am 16. und 17. Juni 2025 kam der Deutsch-Französische Kulturrat zu zwei Arbeitstagen im Schloss Genshagen zusammen. Im Zentrum der 69. Plenarsitzung und einer gemeinsamen Veranstaltung mit der Stiftung Genshagen standen zentrale kulturpolitische Themen – insbesondere die Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz (KI) im digitalen Bildungsbereich sowie im kreativen Sektor.
Die Diskussionen zur Künstlichen Intelligenz konzentrierten sich auf zwei zentrale Aspekte. Im Austausch mit Vanessa Bertran und Änne Troester wurden die Herausforderungen deutlich, die der Einsatz von KI im Bereich der Synchronisation mit sich bringt. Die Expertinnen wiesen darauf hin, dass KI zwar in der Lage sei, Sprachinhalte technisch zu verarbeiten, jedoch an ihre Grenzen stoße, wenn es um die authentische Vermittlung menschlicher Emotionen gehe – ein zentrales Element der Synchronkunst. Besonders in der deutsch-französischen Filmlandschaft mit ihrer ausgeprägten Synchrontradition sei es unerlässlich, die Integration von KI so zu gestalten, dass das wertvolle handwerkliche Wissen nicht verloren geht.
Diese Diskussion fand eine juristische und politische Erweiterung im Austausch mit dem Europaabgeordneten Axel Voss. Dabei wurden die aktuellen Initiativen im Hinblick auf KI-generierte Inhalte ausführlich beleuchtet. Die Mitglieder haben in diesem Kontext betont, wie wichtig die europäische Harmonisierung sei und dass die Debatte über das Urheberrecht hinausgeführt werden müsse. In diesem Kontext wurden Fragen der grundsätzlichen Durchsetzung bestehenden Rechts und Auswirkungen auf die Persönlichkeitsrechte erörtert.
Neben den Debatten zur KI widmeten sich die Mitglieder des DFKR auch weiteren kulturellen Themen. Im Gespräch mit Morena Piro wurde die Bedeutung der Fête de la Musique als Symbol gelebter europäischer Einheit hervorgehoben. Die Musik und die sie tragenden zivilgesellschaftlichen Strukturen stellen eine Form demokratischer Mitgestaltung jenseits staatlicher Institutionen dar. Der DFKR unterstrich die Notwendigkeit, diese Initiativen nicht nur im Rahmen von Städtepartnerschaften, sondern auch im Kontext des Weimarer Dreiecks weiter zu fördern.
Ein weiteres zentrales Thema war die deutsch-französische Zusammenarbeit in der Provenienzforschung. Aufbauend auf den bisherigen Dialogen – zuletzt im Rahmen einer gemeinsamen Expertenrunde (20. November 2024) – sprachen sich die Mitglieder des DFKR dafür aus, eine dritte bilaterale Veranstaltung zu organisieren. Diese soll sich gezielt mit der Entwicklung gemeinsamer Fortbildungsformate im Bereich der Provenienzforschung befassen und damit die nachhaltige Zusammenarbeit in diesem sensiblen Feld weiter stärken.
Die Arbeitssitzung des DFKR in Genshagen verdeutlichte einmal mehr die Bedeutung des deutsch-französischen Dialogs für die kulturelle Zukunft Europas – im Spannungsfeld von technologischen Innovationen, rechtlichen Rahmenbedingungen und gelebter europäischer Kulturpraxis.
Unsere Ko-Präsidenten äußern sich folgend zu den Diskussionen des Tages:
„Bei der Vielzahl von Themen in den kulturpolitischen Debatten lag der inhaltliche Schwerpunkt der Sitzung heute bei den Herausforderungen, vor die uns die generative KI stellt, gerade in der Kultur. Hier wurden den Mitgliedern die Auswirkungen am Beispiel der Filmsynchronisation veranschaulicht. Als deutsch-französischer Kulturrat haben wir eine klare Linie: Das europäische Urheberrecht muss auch gegenüber KI-Entwicklern durchgesetzt werden können, die sich nicht als Aneignungsmaschinen verselbständigen dürfen! Transparenz und Beteiligung der Berechtigten müssen als Folge der KI-Verordnung sichergestellt werden.“
[Dr. Florian Drücke]
„Im Laufe seiner Sitzungen hat sich der DFKR eingehend mit den Auswirkungen der Einführung von KI auf die Kulturwirtschaft und das Teilen der gemeinsamen Werte, die Schwächung zahlreicher Berufe befasst. Weitergehend wurde auch der Einsatz von KI für neue kreative Praktiken und ein besserer Zugang des Publikums zu kulturellen Werken und Praktiken besprochen. Wir müssen der KI einen Rahmen geben, der den kulturellen Reichtum Europas respektiert und auch für eine entsprechende Schulbildung sorgen, die es ermöglicht, Auswüchse oder schädliche Auswirkungen zu vermeiden. Frankreich und Deutschland müssen gemeinsam einen verantwortungsvollen Umgang mit der KI fördern.“
[Catherine Trautmann]
©hccfa/dfkr