70. Plenarsitzung in Paris

Anlässlich der 70. Plenarsitzung des Deutsch-Französischen Kulturrats (DFKR) am Dienstag, den 28. Oktober, stand die kulturelle Souveränität im Mittelpunkt der Beratungen. Auf der Tagesordnung standen vier zentrale Themen: die Herausforderungen der Überarbeitungen der Mediendienste (AVMD), das Urheberrecht im Zeitalter der künstlichen Intelligenz, die Europäisierung von Arte und das europäische Cloud-Projekt für das kulturelle Erbe „ECHOES“.

Zur Eröffnung der Sitzung leitete Kulturministerin Rachida Dati die Diskussionen ein. In ihrem Beitrag hob sie die zentrale Bedeutung der kulturellen Souveränität Europas hervor und unterstrich die Schlüsselrolle, die Frankreich und Deutschland bei deren Verteidigung und Stärkung einnehmen müssen:

„In einer Welt im Umbruch – angesichts wirtschaftlicher, geopolitischer und technologischer Unsicherheiten – ist es wichtiger denn je, dass eine starke deutsch-französische Position zugunsten der kulturellen Souveränität Europas und der Regulierung der großen digitalen Akteure zum Ausdruck kommt.“

Rachida Dati

Vor diesem Hintergrund wurde die Diskussion über die angekündigte Wiederaufnahme der SMA-Richtlinie fortgesetzt. Die Beiträge von Laurence Farreng, Mitglied des Europäischen Parlaments, und Olivier Henrard, amtierender Generaldirektor des Centre National du Cinéma et de l’image animée (CNC) unterstrichen die Bedeutung dieser Richtlinie und ihre Überarbeitung im Jahr 2018 für die kulturellen Vielfalt und die Stärkung der europäischen Produktion. Die anstehenden Verhandlungen über eine weitere Überarbeitung müssen diesen Impuls im Sinne der europäischen Souveränität fortführen – gerade in einer Zeit, in der große amerikanische Video-on-Demand-Plattformen die europäische Film- und Medienlandschaft tiefgreifend verändern.

In Fortsetzung der auf der letzten Sitzung im Juni 2025 begonnenen Überlegungen vertiefte der DFKR zudem die Debatte über die Anpassung des Urheberrechts an die Entwicklungen der Künstlichen Intelligenz. Die Beiträge der Expertinnen Alexandra Bensamoun, Conny Lohmann und Laurence Farreng zeigten mögliche Übereinstimmungen zwischen Frankreich und Deutschland auf – als Grundlage für einen gemeinsamen europäischen Ansatz zum Schutz des Urheberrechts.

Der DFKR bekräftigte außerdem seine Unterstützung für das von Louis Renaut, Co-Generalsekretär von Arte G.E.I.E., und Lena Morel, Leiterin der europäischen Entwicklung der Gruppe, vorgestellte Projekt zur Europäisierung von ARTE. Die europäischen Ambitionen des Senders gehören zu den wichtigsten Prioritäten der bilateralen Zusammenarbeit, die beim letzten Deutsch-Französischen Ministerrat festgelegt wurden. Dies erfordert die Gewährleistung der Mittel für seine vollständige Umsetzung auf europäischer Ebene, umso mehr in einer für unsere Demokratien kritischen Zeit. Auch Brigitte Klinkert und Andreas Jung, Co-Präsidenten des Präsidiums der Deutsch-Französischen Parlamentarischen Versammlung, betonten ihre Entschlossenheit, einen souveränen europäischen Informationsraum zu fördern.

Zum Abschluss der Sitzung stand das europäische Cloud-Projekt für das kulturelle Erbe „ECHOES“ im Mittelpunkt. Dieses Vorhaben trägt wesentlich zum Aufbau der kulturellen Souveränität Europas bei. Über das CNRS und das Fraunhofer-Institut beteiligen sich Frankreich und Deutschland gemeinsam an dieser Initiative, an der insgesamt 53 europäische Partner mitwirken. Projektkoordinator Xavier Rodier stellte die Vision vor, bis 2029 eine gemeinsame Infrastruktur zu schaffen, die die Zusammenarbeit zwischen Fachleuten und Forschenden im Bereich des kulturellen Erbes erleichtert.

 

Die Arbeiten wurden am Mittwoch, den 29. Oktober, mit der dritten DFKR-Podiumsdiskussion fortgesetzt, die sich der Provenienzforschung zu Kulturgütern aus kolonialen Kontexten und menschlichen Überresten widmete. Als zentraler Bestandteil der Neugestaltung der Beziehungen beider Länder zu ehemals kolonialisierten Staaten wurde 2021 der erste binationale Provenienz-forschungsfonds eingerichtet, der sich auf Kulturgüter aus Ländern südlich der Sahara konzentriert. Da sich die Testphase nun ihrem Ende nähert, unterstützt der DFKR die Verlängerung dieses Fonds, mit dem bereits zahlreiche Forschungsprojekte in Partnerschaft mit afrikanischen Institutionen gefördert wurden.

Mehr denn je haben diese beiden Tage gezeigt, dass Kultur eine tragende Säule der Erneuerung der deutsch-französischen Beziehungen und darüber hinaus der europäischen Souveränität ist. In diesem Zusammenhang stellte der DFKR sein Arbeitsprogramm bis zum Jahr 2028 vor, in dem es sein 40-jähriges Bestehen feiern wird.

 

Abschließend betonten die Co-Präsidenten:

„In der Sitzung ist einmal mehr klar geworden, dass die Einbindung der Sichtweise der Kultur- und Kreativwirtschaft in die aktuellen Debatten über den Umgang mit Anbietern von generativer KI von essenzieller Bedeutung ist. Unabhängig davon bleibt eine klare Positionierung der deutschen und französischen Regierung für die Rechte der Kreativen und ihrer Partner erforderlich, um klarzustellen, dass auch ihre Interessen Berücksichtigung finden müssen. Der Europäische Gipfel zur digitalen Souveränität im November in Berlin bietet hierfür eine gute Möglichkeit.“

                                                                                                     Dr. Florian Drücke

„Die Plenarsitzung bot unseren Mitgliedern die Gelegenheit, ihre Unterstützung für die Europäisierung von Arte zu bekräftigen. Es ist erfreulich, dass wir dieses Engagement mit der Deutsch-Französischen Parlamentarischen Versammlung teilen. Der Erfolg von Arte ist für die Aufwertung und Verbreitung der europäischen Kultur von entscheidender Bedeutung. Der DFKR hat sich auch mit einem für unsere Mitbürger sensiblen Thema befasst: der Erhaltung und Aufwertung unseres Kulturerbes. Ob es sich nun um die Provenienzforschung oder das Beispiel des ECHOES-Projekts handelt, wir stehen vor einer strategischen Herausforderung für unsere bilaterale Zusammenarbeit und darüber hinaus für ganz Europa.“

Catherine Trautmann

©hccfa/dfkr